Eine Geschichte von Kindern aus einen Dorf in Pakistan
Abschied von den Bergen
Die drei Brüder Usman 10 , Rizwan 9, und Sami 6 durchwanderten die Berge.
Obwohl sie jeden Tag den gleichen Weg zur Schule gingen, kamen sie oft eine halbe Stunde zu spät zum Unterricht. Sie waren mit ihrem Lieblingsspielzeug unterwegs, einem Kreisel aus Holz, mit dem sie oft mit ihrem kleinen Bruder Sami gespielt und ihn geärgert hatten.
Ihr Weg zur Schule dauerte eine Stunde hin und eine Stunde zurück. Wenn sie Glück hatten, war ein Milchbauer mit seinem Heuwagen unterwegs, der von einem Esel gezogen wurde, und sie konnten mitfahren. Meistens morgens, wenn der Bauer die Milch auslieferte. Dann suchten sie sich einen Platz zwischen den Milchkannen auf dem Wagen.
Einen Schulranzen brauchten sie nicht, in ihrer Schule wurde noch auf Tafeln geschrieben und vieles mussten sie auswendig lernen, was der Lehrer auf der Tafel vorschrieb. Nur ihr kleiner Bruder Sami, der in die erste Klasse der Grundschule ging, hatte Bilderbücher, um das ABC zu lernen.
Heute war ein besonderer Tag für Usman, Rizwan und Sami. Sie nahmen Abschied von den Bergen.
In drei Tagen würden sie mit ihren Eltern nach Deutschland gehen. Auf der einen Seite freuten sich die drei Brüder, denn sie hatten gehört, dass es in Deutschland sehr gute Schulen gibt. Doch Usman und Rizwan machten sich Sorgen, sie konnten die deutsche Sprache nicht.
Mussten sie noch einmal von vorne anfangen und noch einmal in die erste Klasse?
Das wäre nicht so schön, sie waren in der fünften Klasse. Für ihren kleinen Bruder Sami ,der erst seit sechs Monaten in die erste Klasse ging, würde das kein Problem sein, er würde schnell die Sprache lernen und noch einmal in die erste Klasse eingeschult werden.
Sie sahen sich die Berge und den Tannenwald im Vordergrund der Berge an. Sie prägten sich das Bild ein. Leider hatten sie keine Kamera dabei, aber wenn sie zu Hause wären, würden sie zusammen ein Bild von den Bergen und den Tannen malen und das Bild mitnehmen.
So schwer wie der Abschied von den Bergen fiel, so schwer fiel ihnen der Abschied von den Großeltern.
Die Großeltern hatten den drei Brüdern erzählt, dass sie lange Jahre in Deutschland gelebt hätten, bis sie in die Heimat zurückkehrten. Dass es in Deutschland viele tolle Spielzeuge gibt, und auf die Spielzeuge freuten sie sich schon. Und dass in Deutschland, in den letzten zwei Monaten vor Weihnachten, Weihnachtsmärkte mit schönen geschmückten Buden in jeder Stadt stehen und aus den Buden oft leckerer Duft von Lebkuchen, Mandeln und Zuckerwatte drang. Für Kinder gab es Karussells und Zuckerwatte .In anderen Buden wurden gestrickte und gehäkelte Mützen, geflochtene Körbe und vieles mehr verkauft. Es gab eine Halle mit gefrorenem Eis, auf dem man Schlittschuhlaufen konnte. Man konnte auch auf zugefrorenen Teichen und Bächen Schlittschuh laufen. Aber dort musste man sehr vorsichtig sein, das Eis konnte einbrechen.
Rizwan fragte die Großeltern, was Schlittschuhe sind und warum man damit auf dem Eis läuft: Die Großeltern erklärten es ihren Enkeln. Die Großeltern hatten ihnen auch erzählt, wenn sie Glück haben, wird es im Winter schneien und sie könnten dann Schlitten fahren. Das würde sehr viel Spaß machen, auch Schneeballschlachten und Schneemänner bauen.
Die Brüder nahmen sich vor, jedes Jahr in den Schulferien nach Hause in die schönen Berge in ihre dörfliche Kleinstadt Sawat zurückzukommen. Die drei Brüder dachten, hier waren sie glücklich. Obwohl sie nicht viele Spielsachen hatten und in einfache Schulen gingen, in denen sie noch auf geflochtenen Strohmatten sitzend lernten.
In drei Tagen würden sie mit ihren Eltern nach Deutschland reisen, jetzt mussten sie sich noch von der ganzen Verwandtschaft verabschieden. Einige der Verwandten freuten sich, aber es gab auch welche, die neidisch waren und es ihnen nicht gönnten.
Als die drei Brüder am Abend schliefen, träumten sie von ihrem ersten Winter in Deutschland.
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