Oma starrt auf den Computer wie auf ein weißes Blatt. Wie schreibt man eine Adventsgeschichte in Krisenzeiten? Bis Enkel Abdul anruft.
Schreibblockade und Bratäpfel
Kaum zu glauben, wie schnell das Jahr vergangen ist, das auch sehr viel Schönes gebracht hat. Mir ist es so, als ob wir erst gestern den Geburtstag von Abdul am 12. Januar nachgefeiert haben. Seinen 12. Geburtstag hat er letztes Jahr am 23. Dezember mit Freunden aus der Schule gefeiert.
Und Eisbär Beni, der jetzt auch ein wenig Furcht einflößend wirkt, und auch Osterhase Oskar, der Weihnachten so liebt und oft zu Ostern die Eier mit Weihnachtsmotiven bemalt hat, feiern inzwischen mit ihren Freunden.
Auch wenn sich jetzt alle selten sehen, doch die gemeinsamen Abenteuer vergessen sie nie.
Das Telefon klingelte, eigentlich hatte ich keine Lust zum Abheben im Moment, ich schaute auf die Nummer. Es war Abdul.
Wenn meine Enkel und Enkelinnen anrufen, und wenn es mitten in der Nacht wäre, sowie für meine Neffen und Nichten in Pakistan auf WhatsApp - bin ich immer für sie da.
Wir sprachen dann über seinen Geburtstag und über seine Wünsche zum Geburtstag.
Über einen Wunsch freute ich mich besonders: Mein Enkel fing an, Bücher zu lesen und mochte eine Autorin aus Stuttgart. Leider kannte ich die Autorin nicht, sonst hätte ich ihm das Buch dieser Autorin als Geschenk gekauft. Mit einer persönlichen Unterschrift der Autorin in dem Buch, das würde meinen Enkel freuen.
»Oma, du starrst in den Computer, wie auf ein weißes Blatt, als ob du was schreiben möchtest und nicht weißt, was du schreiben möchtest?«
»Ja, Liebling es ist eine Ausschreibung für den Autoren-Adventskalender und der Einsendeschluss ist bald. Und mir fällt diesmal nichts zu dem Thema Weihnachten und Winter ein wie sonst.«
»Oma, hast nichts Geschriebenes mehr zum dem Thema in der Schublade?«
»Abdul, ich habe noch Gedichte in der Schublade für Advent, Weihnachten und Winter, die habe ich vor Corona geschrieben.«
»Und du weißt jetzt nicht, ob es gut wäre und angebracht, die Gedichte«, sagte Abdul. »Lies mir doch einmal die Gedichte vor, Oma.«
Und als Abdul die Gedichte gehört hat, sagte er: »Oma, die Gedichte sind gut, aber nach den zwei schweren Corona-Jahren auch nicht so angebracht.«
»Ich ärgerte mich immer noch über die Schreibblockade, die zur ungünstigen Zeit gekommen ist.«
Abdul sagte: »Oma, erzähle doch einmal, wie war eigentlich der Winter, als du noch in meinem Alter warst?«
Lächelnd erzählte ich Abdul.
Der Winter war sehr schön. Es gab tiefe Schneedecken auf der Wiese und zugefrorene Teiche. Kaum kamen wir Kinder aus der Schule, pfefferten wir den Schulranzen in die nächste Ecke. Holten unsere Schlitten, Ski und Schlittschuhe heraus. Oft vergaßen wir dann auch das Essen und gingen Schlitten, Ski fahren und Schlittschuh laufen. Manchmal alleine und manchmal mit Freunden.
Wir hatten uns in der Schule verabredet, es gab damals noch keine Handys. Aber wir wussten, um welche Zeit wir uns treffen würden und wo.
Es war schön, den schneebedeckten Abhang hinunterzurodeln. Schneemänner zu bauen. Die Schneeballschlachten gemeinsam mit Freunden, auch oft mit der Familie, und manchmal waren sogar auch die Großeltern und Tanten dabei.
Und abends kamen mit roten Backen von der Kälte nach Hause, wenn es schon dunkel war.
Meistens, wenn Oma auf Besuch war, lag ein süßer Duft von Bratäpfeln in der Luft, noch auf dem Kohleofen gemacht.
Nur mochten wir Kinder es dann nicht so gerne, in den Keller zu gehen und Kohle oder Holz zu holen.
»Oma, das war eine schöne Erzählung und die schreibst du jetzt! Ich lege auf und Tschüss, bis bald, ich rufe diese Woche wieder an.«
Mehr Geschichten & Info findest du auf der Seite der Autorin:
Mamatanteoma
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